Treffpunkt der Winde - Cap Formentor

Veröffentlicht am 16. April 2025 um 16:21

Die Sterne funkelten noch ungestört am tiefschwarzen mallorquinischen Himmel, als unser Bulli mit den acht tapferen Teilnehmern unserer Fotoreise leise aus dem verschlafenen Örtchen rollte. Die digitale Uhr zeigte 3:30 Uhr – eine Uhrzeit, zu der die meisten Menschen friedlich schlummerten. Doch nicht diese Truppe, angetrieben von der unbändigen Jagd nach dem perfekten Sonnenaufgang am legendären Cap Formentor, auch bekannt als "Treffpunkt der Winde"(punt de trobada dels vents), wie man aufgrund seiner exponierten Lage sagt.

Ich, Andreas, euer Workshopleiter und heutiger Chauffeur des liebevoll betagten Bullis, kurbelte das Fenster herunter. Die kühle, nach Pinien duftende Nachtluft weckte die letzten Schlafmüden. Im Fond murmelte Jürgen, unser Opernliebhaber, etwas von "heldenhaften Anstrengungen für das göttliche Licht", während Lisa, die Food-Bloggerin, noch etwas verschlafen ihren Thermobecher umklammerte.

Die Fahrt zum Cap war ein Abenteuer für sich. Die schmale Straße schlängelte sich in unzähligen Serpentinen den Berg hinauf. Scheinwerferkegel tanzten über schroffe Felsen und tiefe Schluchten. Jeder Biegung folgte die nächste, ein Gefühl der ständigen Aufwärtsbewegung und der Ehrfurcht vor der majestätischen Dunkelheit um uns herum. "Fühlt sich an wie eine geheime Mission", flüsterte Anna, eine Landschaftsfotografie-Enthusiastin mit einem Hang zum Dramatischen.

Endlich erreichten wir den Parkplatz am Fuße des Leuchtturms. Die Dunkelheit war hier oben noch dichter, nur der ferne Schein des Leuchtfeuers kündete von unserem Ziel. Ausgerüstet mit Stativen, Kameras und einer gesunden Portion Aufregung schwärmten wir aus. Taschenlampen zuckten wie Glühwürmchen in der Nacht, während jeder nach dem idealen Spot suchte, um das Schauspiel des Sonnenaufgangs einzufangen.

Es war eine surreale Szene: Acht Silhouetten, die sich in der pechschwarzen Nacht bewegten, das leise Klicken von Stativbeinen, geflüsterte Anweisungen und das gedämpfte Kichern, als jemand im unebenen Gelände fast über seine eigene Ausrüstung stolperte. Lisa, normalerweise immer auf perfekte Inszenierung bedacht, tappte vorsichtig mit ihrer High-Tech-Kamera umher und stieß leise Flüche aus, als ihr Stativ im Geröll wackelte.

Jürgen hingegen schien die Dunkelheit zu genießen. Mit seiner robusten Ausrüstung und einer Stirnlampe, die ihn wie einen futuristischen Bergsteiger aussehen ließ, fand er scheinbar mühelos einen exponierten Felsen. "Die Stille vor dem Sturm des Lichts!", verkündete er feierlich in die Nacht.

Ich selbst versuchte, den Überblick zu behalten und gleichzeitig den besten Platz für meine eigene Aufnahme zu finden. Dabei stolperte ich prompt über ein loses Kabel meines Stativs und landete beinahe unsanft auf dem Hosenboden. Ein leises Kichern aus der Dunkelheit verriet, dass zumindest einer meiner Schützlinge die unfreiwillige Komik der Situation bemerkt hatte.

Langsam begann der Himmel im Osten einen zarten violetten Schimmer anzunehmen. Die Aufregung stieg spürbar. Jeder hatte seinen Platz gefunden, die Kameras waren ausgerichtet, die Finger zuckten nervös an den Auslösern.

Als die ersten goldenen Strahlen über den Horizont kletterten und die bizarre Felslandschaft des Cap Formentor in ein magisches Licht tauchten, war alle Müdigkeit vergessen. Stille herrschte, nur unterbrochen vom leisen Klicken der Kameras. Acht müde Gesichter strahlten in der aufgehenden Sonne, gefangen von der überwältigenden Schönheit dieses einzigartigen Moments.

Zurück auf unserer wunderschönen mallorquinischen Finca, wo der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und knusprigem Brot in der Luft lag, ließen wir den aufregenden Morgen bei einem ausgiebigen Frühstück Revue passieren. Auf der sonnenverwöhnten Terrasse, mit Blick auf die sanften Hügel der Insel, wurden die ersten Bilder aufgeregt auf den Displays geteilt und die Anekdote des fast gestürzten Workshopleiters sorgte für einige herzhafte Lacher – ein weiterer unvergesslicher Moment auf unserer abenteuerlichen Fotoreise zum "Treffpunkt der Winde".

 

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