Preisgestaltung für Fotografen

Veröffentlicht am 10. Dezember 2024 um 01:28

Eine Stundensatzkalkulation ist für Fotografen essenziell, um sicherzustellen, dass die Arbeit wirtschaftlich tragfähig ist, alle Kosten gedeckt werden und ein angemessenes Einkommen erzielt wird. Sie bildet die Grundlage für die Preisgestaltung und hilft, die eigene Dienstleistung am Markt richtig zu positionieren.

Wichtigkeit der Stundensatzkalkulation

  1. Kostendeckung: Alle Fixkosten (z. B. Miete, Versicherungen, etc) und variablen Kosten (z. B. Verbrauchsmaterialien) müssen gedeckt werden.
  2. Gewinnermittlung: Der Stundensatz sollte auch einen Gewinnanteil enthalten, der die persönliche Lebenshaltung und zukünftige Investitionen sichert.
  3. Kalkulationsgrundlage: Er ermöglicht die transparente und faire Preisgestaltung für Projekte.
  4. Wettbewerbsfähigkeit: Um konkurrenzfähig zu bleiben, ist ein realistischer Stundensatz essenziell.
  5. Langfristige Planung: Er hilft bei der Planung und Investitionssicherheit.

Elemente einer Stundensatzkalkulation

Die Kalkulation basiert auf einer präzisen Analyse von Kosten, Arbeitszeit und Ertragserwartung.

1. Fixkosten

  • Betriebskosten:
    • Studiomiete, Nebenkosten (Strom, Wasser, Heizung)
    • Versicherung (z. B. Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, Equipment-Versicherung)
    • Bürokosten (Softwarelizenzen, Telefon, Internet)
  • Investitionen:
    • Kameraausrüstung (Abschreibung auf Lebensdauer)
    • Computer und Software
    • Fahrzeugkosten (z. B. Leasing, Benzin)
  • Marketingkosten:
    • Website, Werbung, Social Media, Visitenkarten

2. Variable Kosten

  • Verbrauchsmaterial (Druckerpapier, Speicherkarten, Batterien)
  • Reisekosten (Fahrten zu Kunden, Verpflegung)
  • Studiokosten (z. B. Dekoration, Requisiten)

3. Persönlicher Aufwand

  • Ziel-Einkommen pro Monat (nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben)
  • Rücklagen (für Altersvorsorge, Krankenversicherung, Urlaub, Investitionen)

4. Arbeitszeit

  • Arbeitstage realistisch pro Jahr (z. B. 220 Tage abzüglich Urlaub und Krankheitstage)
  • Tatsächlich fakturierbare Stunden (z. B. nur 50 % der Arbeitszeit ist direkt abrechenbar; der Rest geht für Akquise, Nachbearbeitung, Verwaltung drauf)

5. Gewinn und Puffer

  • Aufschlag für unvorhergesehene Kosten
  • Gewinnmarge, die den unternehmerischen Erfolg sichert

Berechnung des Stundensatzes

  1. Gesamtkosten (Fixkosten + variable Kosten + gewünschtes Einkommen) pro Jahr ermitteln.
  2. Gesamtstunden, die jährlich fakturierbar sind, berechnen.
  3. Formel:
    Stundensatz = (Jahreskosten + Gewinnaufschlag) ÷ fakturierbare Stunden

Beispielrechnung

  • Jahreskosten: 40.000 €
  • Zieleinkommen: 30.000 €
  • Fakturierbare Stunden/Jahr: 800 Stunden

Stundensatz = (40.000 € + 30.000 €) ÷ 800 = 87,50 €/Stunde


Vorteile einer gut kalkulierten Stundensatzkalkulation

  • Vermeidung von finanziellen Engpässen.
  • Sicherheit in der Preisverhandlung.
  • Transparenz für den Kunden und den Fotografen.
  • Basis für strategische Entscheidungen (z. B. Preisänderungen, Investitionen).

Eine regelmäßige Überprüfung ist notwendig, um veränderte Kosten oder neue Marktsituationen zu berücksichtigen.

Hier ist ein Beispiel:

Stundensatzkalkulation eines Fotografen

1. Fixkosten (monatlich):

  1. Miete/Studio: 500 €
  2. Versicherungen: 200 € (z. B. Haftpflicht, Ausrüstung, Berufsunfähigkeit)
  3. Marketing/Werbung: 150 €
  4. Softwarelizenzen: 50 € (z. B. Lightroom, Photoshop, Website)
  5. Ausrüstungskosten: 300 € (Abschreibung auf Kamera, Objektive, Licht)
  6. Fortbildung: 50 €

Gesamt Fixkosten: 1.250 €

2. Variable Kosten (pro Auftrag):

  1. Fahrkosten (Durchschnitt): 30 €
  2. Druckkosten/Materialien: 20 €
  3. Verpflegung: 10 €

Durchschnittliche Variable Kosten: 60 €

3. Arbeitszeit (monatlich):

  • Verfügbare Stunden pro Monat: 160 Stunden
  • Unbezahlte Stunden: ca. 50 % (Verwaltung, Marketing, Bildbearbeitung)
  • Fakturierbare Stunden: 80 Stunden

4. Persönlicher Gewinnziel (monatlich):

  • Angestrebter Nettoverdienst: 2.500 €
  • Hinzu kommt die Einkommensteuer (z. B. 30 %): 1.070 €
  • Gesamteinnahmen (inkl. Steuern): 3.570 €

Stundensatzberechnung

  1. Fixkosten pro Stunde:
    1.250 € / 80 Stunden = 15,63 €

  2. Variable Kosten pro Stunde (pauschalisiert):
    60 € / 4 Stunden (typischer Auftrag) = 15 €

  3. Gewinn pro Stunde:
    3.570 € / 80 Stunden = 44,63 €

Summe Stundensatz (netto):
15,63 € + 15 € + 44,63 € = 75,26 €

Rundung und Aufschlag für Unsicherheiten:

Empfohlener Stundensatz: 80 € netto (zzgl. MwSt.)


Zusätzliche Tipps:

  • Tagespauschale: Für Ganztagesbuchungen kann ein Rabatt eingerechnet werden (z. B. 8 Stunden à 80 € = 640 €, Tagespreis = 600 €).
  • Paketpreise: Bei Hochzeiten oder Businessshootings bieten sich Komplettpakete an, die den Wert für Kunden transparenter machen.
  • Berücksichtigung von Flauten: Im Winter oder bei saisonalen Schwankungen können höhere Stundensätze langfristig stabilisierend wirken.
  • Nutzungsrechte: Bei Gewerblicher Nutzung der Bilder wird noch ein sg. Buyout berechnet, hierzu kann man die MfM Liste heranziehen. Sie erscheint jedes Jahr aktuell und ist sehr sinnvoll um das Buyout zu berechnen.

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